Institut

für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit (IKFN)


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Höfische Kulturräume in Mitteldeutschland

Kommunikation und Repräsentation
in personalen Gelegenheitsschriften der Forschungsbibliothek Gotha

Schloss Friedenstein

Schloss Friedenstein, © Privatfoto Stefan Anders.

Projektbeschreibung

Die Forschungsbibliothek Gotha bewahrt als memoriales Zentrum des ehemaligen Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg einen umfangreichen Bestand an personalen Gelegenheitsschriften der Frühen Neuzeit. Die meist nur wenige Seiten umfassenden Drucke enthalten Gedichte eines einzelnen oder mehrerer Autoren zu Geburt, Hochzeit und Tod, zu Reisen, Studienabschluss und Amtsantritt, zu Huldigung, Krönung und zahlreichen weiteren Anlässen im Leben eines Menschen. Verschiedenste poetische Formen in zumeist lateinischer und deutscher, aber auch in griechischer und hebräischer, in französischer und polnischer oder gar in arabischer und aramäischer Sprache wurden in diesen Texten erprobt. In nur geringer Auflage bei den lokalen Buchdruckern produziert und häufig persönlich überreicht, sind viele dieser Kleinschriften im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangen. Viele wurden aber auch schon früh von regionalhistorisch interessierten Sammlern bewahrt und sind heute zu Tausenden in Bibliotheken, Archiven und Museen zu finden.

VD 17 (23:293506B | HAB Wolfenbüttel).

Unterschiedliche Anlässe verweisen auf die jeweiligen Lebensumstände der Adressaten, die Autoren zeichnen in aller Regel mit knappen Angaben zu Herkunft, beruflicher Stellung oder Hinweisen auf ihre Beziehung zu den bedichteten Personen. Mit ihrem alltagsweltlichen, auf Städte und Regionen fokussierten Bezugsrahmen - gebildet durch Adressaten, Komponisten, Autoren und weitere beteiligte Personen - ist diese literarische Gattung daher eine der ergiebigsten personenkundlichen Quellen für die Erforschung der Frühen Neuzeit. Aus umfänglicheren Sammlungen mit einer dichten Folge von Gelegenheitsschriften lassen sich das literarische Leben und die kommunikativen Strategien kultureller Räume rekonstruieren.

In einem Gemeinschaftsprojekt der Universität Osnabrück und der Forschungsbibliothek Gotha wird ein umfangreiches Korpus von rund 8.000 Gelegenheitsschriften digitalisiert, online präsentiert und in einer bio-bibliographischen Datenbank wissenschaftlich erschlossen. Unmittelbare Ziele des im Schnittfeld von bibliothekarischem und kulturwissenschaftlichem Interesse angesiedelten Projekts sind die Verbesserung des Zugangs zum anlassbezogenen Kleinschrifttum der Forschungsbibliothek Gotha, seine vertiefte Erschließung nach dem im Osnabrücker Handbuch des personalen Gelegenheitsschrifttums bewährten Schema und die Erarbeitung biographischer Kurzporträts für die an den Drucken beteiligten Personen. Zwei monographische kulturhistorische Studien sowie Tagungen zum Thema Medien höfischer Kommunikation und zum Gelegenheitsschriftum in europäischer Perspektive flankieren das Forschungsvorhaben, mit dem hingearbeitet wird auf eine kulturwissenschaftliche Topographie des mitteldeutschen Raumes, in dem sich zwischen Reformation und Aufklärung eine einzig dastehende Verdichtung höfischer und gelehrter Kulturpraxis im alten deutschen Sprachraum vollzog.

Zum Abschluß des ersten Teilprojekts werden die ermittelten Daten ab Mitte 2014 in eine derzeit für das Handbuch des personalen Gelegenheitsschrifttums   vorbereitete Internetplattform eingespielt, die eine differenzierte Recherche und Anzeige von rund 35.000 anlaßbezogenen Drucken ermöglichen wird. Eine für ebenfalls 2014 zur Publikation vorgesehene monographische Studie zu Rolle und Funktion höfischer Medien im Prozess der Staatsbildung und dynastischen Konstitution im Herzogtum Sachsen-Gotha(-Altenburg) 1640–1675/80 ergänzt den bio-bibliographischen Zugriff auf die Bestände um eine medien- und kommunikationswissenschaftliche Dimension.

Projektleitung

Prof. em. Dr. phil. Drs. h.c. Klaus Garber (Osnabrück) – Tel. +49 (0)541/969-4167
Dr. Kathrin Paasch (Leiterin der Forschungsbibliothek Gotha) – Tel. +49 (0)361/737-5531

Projektmitarbeiter

Stefan Anders (Osnabrück) – Tel. +49 (0)541/969-4881
Dr. des. Sabine Beckmann (Osnabrück) – Tel. +49 (0)541/969-4874
Dr. Wolfgang Runschke (Gotha) – Tel. +49 (0)361/737-5551
Prof. Dr. Axel Walter (Osnabrück) – Tel. +49 (0)541/969-4881

Projektförderung

2010-2013  Deutsche Forschungsgemeinschaft

2014-2016  Deutsche Forschungsgemeinschaft

2017-2019  Deutsche Forschungsgemeinschaft